Fluten, Waldbrände oder Hitzewellen – die Klimakatastrophe ist in den letzten Jahren auch in Europa mehr als spürbar geworden. Das Jahr 2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen. Immer neue Hitzerekorde werden erreicht, und die kommende Katastrophe wird immer realer. Gleichzeitig rücken die Pariser Klimaziele und eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad immer weiter in die Ferne. Die Folgen für den globalen Süden sind verheerend: Weite Landstriche werden in naher Zukunft unbewohnbar werden, Hungersnöte, Kriege und große Fluchtbewegungen folgen. Doch auch hier im globalen Norden sind die Folgen der Klimakrise spürbar. Durch das Schmelzen der Polarkappen und Gletscher ist ein Anstieg des Meeresspiegels von etwa einem Meter bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zu erwarten. Metropolen wie Hamburg, Amsterdam oder New York könnten in den Fluten versinken. Besonders für uns Jugendliche stellt die Klimakrise eine existenzielle Bedrohung dar. Umfragen zeigen, dass die Klimakatastrophe weltweit für etwa 50 Prozent der Jugendlichen eine extrem große psychische Belastung darstellt. Dies ist mehr als verständlich, denn wir Jugendliche erleben aktuell, wie unsere Zukunft durch Politik und Wirtschaft verheizt wird! Wir erleben, wie ein Klimaziel nach dem anderen an uns vorüberzieht, Kipppunkte erreicht werden und der Traum von einem Leben in Sicherheit und Wohlstand vor unserem inneren Auge in Flammen aufgeht.
Die Brisanz der Klimakrise ist spätestens seit den Fridays for Future Protesten in der Gesellschaft angekommen. In Hochzeiten der Fridays for Future Demos waren wir deutschlandweit mit fast 1,5 Millionen Menschen gleichzeitig auf der Straße. Wir haben in mehreren hundert Städten gleichzeitig gestreikt, wir haben Petitionen geschrieben, mit Politiker*innen gesprochen und sind in Talkshows aufgetreten. Doch was hat sich seitdem verändert? Auf der Fridays for Future Welle reitend zog die selbsternannte Umweltpartei „Bündnis 90 Die Grünen“ in den Bundestag und mehrere Landesparlamente ein. Waren die Versprechen im Wahlkampf noch groß und teilweise der Klimabewegung voller Optimismus, das Klima in den Parlamenten zu retten, zeigte uns die Realität schnell etwas anderes. Klimawissenschaftler*innen und Expert*innen stellen der Ampel ein extrem schlechtes Zeugnis zum Thema Klimaschutz aus. Es mangelt an einem schlüssigen Gesamtkonzept, und die Ampel hat in fast jedem Bereich ihre eigenen Ziele nicht erreicht. Dabei gleicht ein Großteil der Maßnahmen der Ampel eher einem Klassenkampf von Oben denn wirksamem Klimaschutz. Wenn der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck meint, zu niedrige Heizkosten würden zum verschwenderischen Heizen einladen, oder der Landwirtschaftsminister Cem Özdemir sich über die zu niedrigen Fleischpreise beschwert, dann ist das nichts als purer Hohn gegenüber denen, die auf jeden Cent angewiesen sind. Beim Klimaschutz geht es schließlich nicht darum, wie viel wir von unserem Einkommen fürs Heizen oder Essen abdrücken müssen, sondern wie die Wärme und die Produkte überhaupt produziert werden!
Politiker*innen und Konzerne erzählen uns gerne, dass wir durch den Jutebeutel im Supermarkt, den durch CO2-Kompensation gepflanzten Baum oder die Fahrt mit dem Rad das Klima retten könnten. Sie versuchen uns zu erzählen, dass wir uns nur alle genug anstrengen müssten, unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, dann würde es schon wieder mit dem Klima werden! Das ist natürlich falsch! Das Konstrukt des ökologischen Fußabdrucks wurde vom Ölkonzern BP weltweit bekannt gemacht, um die Verantwortung der Klimakrise zu individualisieren. Auch in der jetzigen Ampel-Politik können wir beobachten, dass die Verantwortung der Klimakrise individualisiert werden soll. Dabei ist offensichtlich, dass die Verantwortlichen der Klimakrise (super)reiche und Konzerne sind. Es sind die Reichen, die den Klimawandel vorantreiben, nicht die Armen. So ist das oberste 1% der Weltbevölkerung für 15-mal mehr CO2-Emissionen verantwortlich als die gesamte ärmere Hälfte. Es sind 100 Konzerne, für die über 70% der CO2-Emissionen verantwortlich sind. Wir werden die Klimakrise nicht durch einen CO2-Zertifikatehandel oder E-Autos retten. Um das Klima wirksam zu schützen, müssen wir ein menschen- und naturausbeutendes Wirtschaftssystem angreifen! Solange unsere Wirtschaft auf immer weiteres Wachstum ohne Rücksicht auf die Grenzen unseres Planeten ausgelegt ist, wird es nicht gelingen, das Klima zu schützen. Klimagerechtigkeit werden wir nicht in den Parlamenten erreichen, wir müssen auf der Straße und in den Fabriken eine linke Gegenmacht aufbauen! Denn nur wenn die Klimabewegung zusammen mit den Arbeiter*innen kämpft, kann es gelingen, dem Kapitalismus den Kampf anzusagen! Denn Klimakampf ist Klassenkampf!